Test: PrimeMini4 – lüfterlos, klein, stark

Prime Computer

prime-computers-mini-4-test-luefterlos-klein-stark-extern-3Auf meinem Tisch steht heute ein ganz besonderer PC!
Groß und schwer? Keinesfalls!
Lüfter und laut? Im Gegenteil!
Denn ich teste heute den PrimeMini4 – ein lüfterloser, nachhaltiger und superrobuster Mini PC mit Style.
Prime Computer ist der Hersteller dieses kleinen Technikmeisterwerks. Das 2013 gegründete Schweizer Unternehmen hat sich auf nachhaltige IT-Technik spezialisiert und bietet mittlerweile drei unterschiedliche Produkte an. Diese sind: Mini PCs in unterschiedlichen Versionen, einen Mini Server und einen Amplifier. Bis auf den Amp sind alle Produkte komplett anpassbar, was die interne Hardware angeht und somit sehr flexibel auf die benötigte Leistung anpassbar. Das Konzept klingt stimmig und passend in die aktuelle Zeit.

Die Webseite bestätigt meinen ersten Eindruck – sie wirkt aktuell und modern, gleichzeitig aber professionell zurückhaltend, fokussiert auf das Wichtigste, kurz und knackig. Auf Feedback zu kleineren Designfehlern wurde auch prompt reagiert und augebessert! Daumen hoch für die Außenwirksamkeit.
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Werfen wir anschließend einen Blick auf das Testgerät:

PrimeMini4 & Preis

Der PrimeMini4 ist das aktuellste Modell von Prime Computer und kann mit moderner Ausstattung punkten. Ein i3, i5 oder i7 Prozessor, 1 Slot m.2 SSD und 1 SATA Port, 2 Slots DDR4 RAM, 2 optionale WLAN Antennen mit WLAN Standards bis 802.11ac, Bluetooth 4.2, 2x HDMI (2x true 4k 60Hz), 2x USB3 und mehr. Die Hardware Specs (PDF) lassen für eine Arbeitsstation wenig Wünsche offen.
Aufmerksame oder technikaffine Anwender werden in der Auflistung etwas vermissen: die Grafikkarte. Diese gibt es beim PrimeMini4 in zwei unterschiedlichen Benennungen, abhängig von der CPU: Intel HD Graphics 620 (beim i3 und i5) oder UHD Graphics 620 (beim i7). Zwei Namen, leider ein und dasselbe Produkt. Einfache Schlussfolgerung: Diese Workstation ist zum Arbeiten gedacht, nicht zum zocken.
Der Preis für diesen PrimeMini bewegt sich in einem erhöhten, der Qualität entsprechendem Rahmen. Knapp 1000€ werden fällig für einen i3, 4GB RAM, 256GB SSD, Windows Home und WLAN. Mehr Power mit i7, UHD, 16GB RAM, 512GB Pro SSD, Windows Pro und WLAN kosten mit 1800€ schon deutlich mehr. Hier wird eindeutig eine ganz bestimmte Zielgruppe angesprochen und diese findet im Mini4 viele Gründe, warum sich der Preis lohnt: Kostengünstige Langzeitnutzung und viele gute Vorsätze gehören dazu.
Letztlich zählt aber natürlich auch die Leistung, die Performance fürs Geld. Daher schauen wir im folgenden Kapitel en détail auf die Performance.
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Performance

Die Leistung der Hardware ist ein zweischneidiges Schwert – beide Seiten glänzen für sich, aber das Gesamtwerk ist noch beeindruckender. Der in meinem Testgerät verbaute i7-8650U ist der Spitzenreiter der neueren Refresh-Kaby-Lake-Familie mit 4 Kernen und 8 Threads. Er ist als ULV-Prozessor („Ultra Low Voltage“) mit einer TDP von 15 Watt auf stromsparendes Verhalten optimiert. Die im Chip enthaltene Intel UHD Graphics 620 eine untere mittelklassige Grafikkarte auf Laptop-Niveau. Die Samsung 860er EVO SSD ist über die M.2 Schnittstelle angebunden, das spart Platz und gibt extra Geschwindigkeit. Aber: Alle Komponenten sind oberes Mittelfeld, kein High End. 4 Kerne, interne Grafik, EVO SSD, überall ginge mehr.
Der Grund, dass die Hardware so aufgestellt ist, hat ganz bewusst auch was mit dem Energieverhalten zu tun. Die PrimeMinis haben je nach Nutzung einen Stromverbrauch von 10 bis 30 Watt insgesamt! Die sonst für Ultrabooks entwickelte Technik ist darauf aus, sparsam und bewusst Leistung zu bringen und die hier vorliegende Technik maximiert dieses Prinzip. Allein die CPU leistet mit ihren 15 Watt TDP ähnlich viel wie Konkurrenzmodelle, die 50-130 Watt verbrauchen. Bei Leistung pro Watt Energieverbrauch wird dieser PC in den Top10% mitspielen und kann sich mit stolz geschwellter Metallbrust Performance-Pins anstecken.

Gute Hardware, top Verbrauch, die Kombination ist beeindruckend gut gelungen. Es folgen nun einige Performance Tests mit bekannten Benchmarks zur genauen Einordnung der Rechen- und Grafikleistung:

Allrounder

PerformanceTest 9.0 (Download): Die Ergebnisse machen einen guten Eindruck; man achte vor allem auf das Top 1% Ranking in der Disk Performance – dank etwas SSD Performance Optimierung mit Hilfe des Treibers 😀
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UserBenchmark 2.9 (Download): Ergebnisseite
CPU: Intel Core i7-8650U – 77.8%
GPU: Intel UHD Graphics 620 (Mobile Kaby Lake R) – 8.8%
SSD: Samsung 860 EVO M.2 250GB – 81.7% -> nach der SSD Optimierung über den Treiber: 325.5% 😀
RAM: Kingston 9905624-036.A00G 1x8GB – 37%

CPU

Cinebench R15 (Download):
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7zip 18 Benchmark (Download): Im 7zip File Manager unter Extras -> Benchmark.
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GPU

3DMark IceStorm (für Mobilgeräte): Unter den Resultaten einer UHD 620 deutlich im oberen Feld.
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3DMark IceStorm Extreme (für starke Mobilgeräte): Vergleich zu anderen UHD 620 Systemen, ca. 10. Platz.
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3DMark Cloudgate (für Low-Class-PCs und Laptops):
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3DMark Sky Diver (für Mid-Class-PCs und Gaming-Laptops):
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Lautstärke und Temperatur

Der Fokus liegt neben der Arbeitsleistung auch auf der Robustheit und Zuverlässigkeit. Das Gehäuse ist letztlich ein auf passiver Kühlung optimierter Aluminiumklotz. Bis auf vier kleine Löcher auf der Unterseite ist es ein massives und robustes System, von der Außenwelt isoliert. Da dieser PC keinen Lüfter hat, benötigt er auch keinerlei Luftzufuhr oder -zirkulation. Das ist optimal in schmutzigen oder staubigen Arbeitsumgebungen, die dem PrimeMini4 nichts anhaben können. Dank SSD und passiver Kühlung gibt es auch keinerlei beweglichen Teile, keine Vibration, keine Geräusche.
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Eine Lautstärkemessung war ohne „Labor“ schon schwierig, da die leisen Hintergrundgeräusche außerhalb meiner Wohnung (leise raschelnde Bäume oder normale Alltagsgeräusche) lauter waren als der PC selbst. Lediglich mit einem angepressten Ohr waren leise Arbeitsgeräusche der CPU zu vernehmen, wenn sie gerade etwas zu tun hatte. Kurz gesagt: absolut geräuschlos.
Die Temperatur ist für PCs auch normal und liegt im Ruhezustand bei unter 35°C, während normaler Nutzung ca. 35-45°C und während starker CPU- und/oder GPU-Belastung immerhin 45-60°C. Das ist schon nicht schlecht. Bei Volllast sind Temperaturen von 60-80°C keine Seltenheit und wären für ein freistehendes Gehäuse ein Risiko – das wurde hier beachtet. Dennoch: Da das Gehäuse gleichzeitig der (einzige) Kühlkörper ist, sollte der PC möglichst frei stehen und nicht verdeckt oder zugestellt werden.

Wartung

Ein Blick in den Innenraum zeigt, dass der Mini4 innen ebenso pragmatisch und funktional aufgebaut ist, wie außerhalb. Eine Metallplatte auf der Unterseite ist durch vier Schrauben fixiert, dahinter noch eine Platte vor der SSD. SSD und RAM sind austauschbar, ansonsten sind alle Komponenten fest. Die Wartung ist super einfach, die paar Einzelteile leicht zu erreichen. Einziger Makel, die Schrauben vom Case waren bei mir nicht von der besten Qualität und haben das Öffnen und Schließen mäßig verkraftet. Vielleicht ein Montagsfehler.
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Fazit

Zusammenfassend macht der PrimeMini4 einen soliden, professionellen und hochwertigen Eindruck. Für den Einsatz in leisen Büros oder schmutzigen Arbeitsstätten spricht das massive und abgeschlossene Gehäuse. Mit der Möglichkeit der Hardwareanpassung im Shop kann die Leistung an jedes Anwendungsfall angepasst werden. Hohe Leistung bei praktisch nicht vorhandener Lautstärke und kontrollierter Temperatur und das bei einem Energieverbrauch einer (starken) Energiesparlampe. Der Preis ist hoch, aber für Einsatzzweck, Zielgruppe und Nachhaltigkeit wieder fair – zumal man hier nicht nur einen einfachen PC kauft. Hier werden gleichzeitig gute Ansätze und Vorsätze in der Herstellung gefördert. Bei der Masse an Technik, die heutzutage produziert wird, wäre es wünschenswert wenn mehr Hersteller mitziehen würden. Ich ziehe den Hut und wünsche Prime Computer weiterhin viel Erfolg bei ihrem Konzept!

3 Kommentare

  1. Wir haben bei uns einen Prime im Einsatz in einem Schwimmbad mit Lufttemparatur von fast 37 Grad. Läuft einwandfrei – jede andere Hardware ist bisher überhitzt oder hat massiv runter getaktet, die Hardware ist den Preis allemal wert wenn man sich viel Ärger ersparen will in Umgebungen mit hoher Temperatur. Natürlich muss man sich an die Betriebsempfehlungen halten, in einem Vulkan läuft wohl auch ein Prime nicht.

    1. Zugegeben, Vulkan wird wohl schwierig 😉
      Ein Schwimmbad mit hoher Temperatur ist ja wirklich ein super Anwendungsbereich – Temperatur und vor allem Luftfeuchtigkeit können im Normalfall die Hardware killen.
      Wie lange habt ihr den Prime schon im Einsatz?

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