Apokalyptischer Titel, was steckt dahinter? Zukunftsprognose, eigene Meinung, Kritik? Ich denke alles gemischt, hauptsächlich Letzteres. Ich schildere mal mein heutiges Erlebnis. Es läuft aber fast immer so ab.
Ziel war: ich brauche eine Kamera (Foto, Video, alles) mit Equipment; dazu gehört ein Ersatzakku, eine Speicherkarte und ein passendes Lesegerät und eine Tasche/Schutzhülle.
Mein Vorgehen: eine Onlinerecherche auf digitalkamera.de, dort kann man mit Filtern sehr schnell die eigenen Wünsche umsetzen und passende Modelle finden. Preisspanne eingeben und schon erledigt, so bis zu 5 Modelle stehen dann da vermutlich. Genaue Werte angucken, informieren, recherchieren, entscheiden.
Das Vorgehen wiederholen wir für die Speicherkarte.
Kostenpunkt: 230€ für die Kamera und 16€ für die Speicherkarte.
Umsetzung: So, den Kram brauche ich am besten heute noch. Was mache ich als braver deutscher Bürger um die Wirtschaft anzukurbeln? Ich gehe zu Saturn, Media Markt oder Konsorten.
Da ich ziemlich genau weiß was ich brauche gehe ich direkt zum ersten Mitarbeiter der Kamera Abteilung und frage nach der Samsung WB750. Wo ich sie finde und wie teuer sie sei. „Die haben wir noch nicht im Sortiment“, wird mir entgegnet.
So, das wars. Der heutige Elektronikfachhandel ist von gestern. Und zwar immer und überall!
Wie ist es mit der Samsung MV800? Ja, die gibt es, für 230€ immerhin. Amazon hat sie für knapp über 200 auf der Liste.
Aber ich möchte mich eigentlich nicht damit abfinden ein älteres oder schlechteres Produkt kaufen zu müssen nur weil Media Saturn anscheinend unfähig ist aktuelle Ware zu besorgen.
In dem Berliner Online-Fachhandel elektro-partner-berlin.de kriege ich die Samsung WB750, für nette 228€. Ich fasse kurz zusammen, dass die WB750 um einiges besser ist als die MV800.
Na gut, lassen wir das. Ab zum Regal mit den Speicherkarten. Ich suche eine 16GB SDHC Karte, optimal wäre Class 10 Performance für ca 1€ pro GB. Denn das sind die momentan realisierbaren Eckdaten.
Was finde ich? Panasonic, 16GB Class 6 SDHC für … 39,90€!! Oder eine 16GB Class 4 für 22€… ganz oben ist die 16GB Class 10 von Transcend für 16€ bei Amazon verlinkt. Was soll ich dazu sagen?
Mich interessiert was die Experten dazu sagen. Ich frage die Mitarbeiterin wie dieser Preisunterschied zustande kommt. Saturns Class 4 Karte ist 37% teurer als Amazons Class 10 Karte, bzw. kostet die Class 10 Karte das Zweieinhalbfache.
Die Mitarbeiterin schaut flüchtet über das Regal und erkennt fachlich korrekt: „Ja, das ist ja eine Karte von Transcend und nicht von Panasonic.“ … Ja scheiße nochmal das seh ich auch! Na und?!, geht es mir durch den Kopf. „Transcend haben wir gar nicht im Angebot. Aber wir haben wir eine 16GB SDHC für nur 22€“. Ich sage, dass das aber eine Class 4 Karte sei, die gerade einmal 40% der Performance einer Class 10 erreicht. Und sie sei ja immernoch 8€ teurer als die im Netz. „Ähm, ja.“ Ja?! Das wars? Wie wäre es mit geistreicheren Kommentaren wie ‚Transcend produziert billigere Komponenten, sowohl vom Preis als auch von der Qualität her, sodass sie nicht mit der Qualitätsware von Panasonic mithalten können. Tests zeigen, das mehr als die Hälfte der Transcend Karten innerhalb von 1 Jahr Fehler aufweisen.‘. Solche Kommentare würden mal etwas Fachwissen beweisen. Mal davon abgesehen, dass das absolut nicht der Fall ist. Transcend Karten sind bei den meisten Tests nicht oder kaum schlechter getestet als Panasonic Karten: Transcend vs. Panasonic.
Aber zumindest hätte ich für eine Sekunde überlegt ob ich nicht die teurere Karte kaufe oder mir einen persönlichen Tipp geben lasse, was man dann wählen sollte. Oder ich hätte weitergefragt wie denn die durchschnittliche Lebensdauer solcher Karten ist. Aber an dieser Stelle habe ich einfach aufgegeben. Hier bin ich nach 5min Google schneller und besser informiert.
Ich erfahre schnell, dass Transcend Karten gut getestet sind und den Markenmodellen in nichts nachstehen. Ich erfahre zudem, dass ein Kauf bei Amazon per Overnight Express möglich ist, was für Prime Kunden (Amazon Fans sollten Prime sein!) nur 5€ kostet. Für 21€ bekomme ich also die Class 10 16GB SDHC schon am nächsten Vormittag geliefert. Damit bin ich immernoch 1€ günstiger als mit einer Class 4 von Saturn. Aus Frust habe ich diese Bestellung noch in Saturn aufgegeben. Eine Stunde später bekam ich bereits eine Mail, dass die Ware verschickt wurde; so muss das sein.
Was lerne ich aus diesem denkwürdigen Nachmittag? Technische Produkte recherchiere ich immer vorher online. Ich möchte lieber gar nicht wissen was für einen Mist mir die Verkäufer angedreht hätten, wenn ich meine Kamera-Kaufberatung statt bei digitalkamera.de bei Saturn gemacht hätte. Jetzt wo ich das so niederschreibe interessiert mich das aber wirklich, vielleicht fake ich ein solches Gespräch nochmal. Jedenfalls werden technische Entscheidungen immer mit dem Internet bestätigt. Gleichzeitig recherchiere ich immer gleich online Preise. Bei Preise ab 20€ kann man fast ohne zu zögern online einkaufen, im Laden wird dieses Produkt, wenn nicht gerade eine Aktion damit stattfindet, mit hoher Wahrscheinlichkeit teurer sein. Apropos „nicht gerade eine Aktion stattfindet“; das hat sich jetzt wohl, zumindest bei Media Markt, auch erledigt.
Der Verein hat nämlich aus genau diesem Grund eine aktuelle Werbekampagne am Laufen. Thema: das Ende des Preis-Irrsinns. Man findet solche Plakate, Sprüche oder Videos. Fazit: Media Markt bietet jetzt IMMER den günstigsten Preis, online und offline, keine „Angebote“ mehr. Der Kunde soll dadurch nicht mehr den verwirrenden Preis- und Angebotschaoten im Netz verfallen. Zudem wird an die gute Beratung und der Wert von echten Mitarbeitern erinnert. Mehr dazu hier. Meine Meinung? Logisch, ganz klarer Bullshit. Preissuchmaschinen wie geizhalt.at/de (kurz: gh.de) oder idealo.de sind einfach, übersichtlich und bieten exzellente Sortier- und Filterfunktionen. Amazon bietet mittlerweile fast alles und ist ebenfalls so übersichtlich, dass selbst meine Oma in 5min die Speicherkarte im Laden wieder weghängen würde (und ja, diesen Test würde ich vor laufender Kamera machen :P). Zur Beratung muss ich nichts weiter sagen, selten schneller Kopfschmerzen gehabt.
Daher die Prognose für die Zukunft; wolkig mit leichten Gewittern, vereinzelt Stürme. Wenn die Läden nicht langsam etwas ändern dann geht es bergab. In den Stores laufen nur noch 40+ rum, die dem Online-Shopping noch nicht so vertrauen. Aber diese Zielgruppe wird schrumpfen und junge Leute werden kaum mehr diesen Service in Anspruch nehmen. Es gibt noch Fälle wie Zeitdruck und/oder kleinere Preise (Kartenleser für 10€, Kameratasche für 13€), wo ein Online-Shop keinen Gewinn bringt. Die Konzerne werden bei diesen Beträgen aber auch nicht Gewinn schreiben.
Interessantes gibt es zu diesem Thema eine Menge. Kurz und knapp beschreibt dieses Paper „Welche Mehrwerte ein stationärer Handel den Kunden zukünftig wirklich bieten sollte!“.