Der Start in diese Woche wird mal etwas anders aussehen. Ich habe ein E-Mail Interview für euch. Im Rampenlicht steht @viermalbe, ein aktiver Twitter-User und Wortjongleur. Meine Lieblingsauswahl seiner Tweets ist hier. Auf Favstar.fm gibt es noch mehr beliebte Tweets zu sehen. Man merkt es schnell, viermalbe kann gut mit Wörtern. Und weil das nicht unbedingt meine Stärke ist geht es auch gleich los:
Es ist schwer, im Internet Persönliches über Dich zu erfahren. Möchtest du dich kurz vorstellen, ein wenig plaudern?
Hallo Hannes, zuerst einmal vielen Dank für das Interview. Ich habe mich wirklich sehr gefreut, als ich gehört habe, dass sich scheinbar doch jemand für meine Tweets interessiert ;-). Weshalb man so wenig über mich erfährt, hat einen ganz einfachen Grund. Nachdem ich im letzten Jahr mein Studium abgeschlossen habe, bin ich momentan noch auf Jobsuche. Und man weiß ja nie, wie das alles beim zukünftigen Arbeitgeber so ankommt.
Ich bin 23 Jahre alt und komme ursprünglich aus einem kleinen Kaff im Norden von Sachsen-Anhalt. Nach dem Abi ging’s nach Mannheim und jetzt wohne ich seit Kurzem zusammen mit meiner Freundin in Duisburg.
Woher nimmst Du deine Inspiration?
Mein Kopf ist meist den ganzen Tag voller Wortspiele, oder solcher, die es noch werden wollen. Ich achte sehr auf Schlagwörter, Themen und Begriffe aus meiner Umwelt. Ob in einem Gespräch, auf der Straße oder im Internet, alles wird irgendwie abgespeichert und so lange im Kopf zerplückt und auseinander genommen, dass sich ein anderer Sinn ergibt. Jetzt gerade musste ich beispielsweise unterbewusst an „Jongleur“ denken und über die Silbe „Jong“ in einem anderen Bezug, war plötzlich dieser Tweet da: „Zirkusdiktator: Kim Jong-leur“. Fertig. Wirklich konstruiert sind bei mir die wenigsten Tweets. Ich denke, je spontaner man eine Idee in 140 Zeichen presst (und meist brauche ich diese nicht mal), desto natürlicher und witziger wirkt es auf den Leser.
Meine Freundin hat sich mittlerweile daran gewöhnt, dass ich plötzlich beim Frühstück aufspringe, das Handy zücke und einen Tweet schreibe. Manchmal liege ich auch Abends noch wach, weil mein Kopf voller Eindrücke ist, die noch formuliert werden möchten. Ich habe dann schon öfter Ideen noch kurz notiert und mit dem Gedanken an hoffentlich gute Reaktionen darauf am nächsten Tag besser in den Schlaf gefunden.
Wie ist das Feedback aus Deinen privaten und virtuellen Kreisen?
In einem Tweet schrieb ich „Früher wurde ich wegen schlechter Wortspiele oft gescholten. Dank Twitter habe ich gelernt: Irgendwer findet es immer lustig.“ Ich denke, das beschreibt es wirklich ganz gut. Ich war auch schon vor der Erfindung von Twitter so. Nur habe ich dort mein Umfeld damit genervt. Mittlerweile liest sogar meine Mutter auf Twitter mit, was zum Teil witzig, aber auch verstörend sein kann. In meiner Themen- oder Wortwahl beschränkt mich das aber nicht wirklich. Sie findet es wohl sehr kreativ.
Meine Freundin möchte abends immer lesen, was ich am Tag geschrieben habe und welche anderen Tweets von mir gefavt wurden (also einen Stern gekriegt haben).
Im virtuellen Umfeld war das größte Lob bisher, möglichst viele Sterne für einen Tweet zu bekommen oder aber häufig retweeted zu werden. Du hast mit dieser Interview-Anfrage die Definition von „Lob“ natürlich auf eine ganz neue Ebene gehoben. Ich denke, so viel Anerkennung habe ich bisher für meine Mühen noch nicht bekommen.
Eine Bekannte hat mich neulich ernsthaft gefragt, von welcher Internetseite oder aus welchem Buch ich eigentlich meine ganzen Tweets abschreibe, ein Mensch könne sich das doch unmöglich ausdenken. Das war natürlich ein tolles Kompliment.
Du konzentrierst Dich momentan sehr auf dieses Talent, wie planst Du Deine Zukunft, wird Deine Gabe dort eine Rolle spielen?
In meinem beruflichen Alltag wohl leider nicht. Ich wollte immer Germanistik studieren und dann auch beruflich „irgendwas mit Wörtern“ machen. Hat so nicht geklappt, bin jetzt Wirtschaftsinformatiker. Aber so lange mir das Erfinden und Entdecken neuer Wortspiele noch Spaß macht, und das wird es noch eine ganze Weile, sehe ich keinen Grund, damit aufzuhören.
Random(): Welche Superheldenfähigkeit hättest du gerne?
Wie ich schon in einem meiner Tweets sagte: „Müsste ich ein Superheld sein, ich wäre wohl Nichternstzuneh-Man.“
Vielen Dank für deine Zeit. Ich kann viermalbe nur empfehlen, seine Sprüche lichten jeden noch so dichten Arbeitsnebel im trüben Alltag.