Der König ist tot …
*Hektik; wer als Erster auf dem Thron sitzt!* …
lang lebe der König!
Das Ableben von ICQ
Mit diesem Spruch wurde früher eine Ablösung des Königs durch einen neuen lautstark gefeiert. Dieser Wechsel war meist eher brutaler Natur, anders als bei ICQ momentan. ICQ schafft es erfolgreich seit Jahren die eigenen Nutzer mehr und mehr zu verschrecken. Sei es, dass die Werbung im ICQ Client mit jeder Version aggressiver und damit nerviger wird, oder das selbst im Jahr 2010 der offizielle ICQ Client nur für Windows existiert.
Wie klein die Welt von ICQ geworden ist, sieht man in einer der letzten Statistiken zu diesem Thema. Sie ist leider von 2008, aber dennoch aussagekräftig genung:
Doch den Todesstoß haben sich die Russen von ICQ (vorher AOL, davor eine israelische Firma) nun selbst gegeben. Sie verlangen nun Lizenzgebühren von Multimessenger-Clients. Also Clients wie Trillian, Miranda, Pidgin, Adium die auch Verbindungen in das ICQ Netz anbieten. Das besonders freche daran ist, dass es keine Lizenzgebühr für die generelle Anbindung ist, sondern eine Lizenzgebühr pro User, der ins ICQ Netz will. Unbezahlbar für die meisten Multimessenger Clients.
Die Revolution – Jabber, XMPP basiert
Eine Alternative dazu ist die Verwendung von Jabber, welches das weit verbreitete XMPP Protokoll benutzt.
Es sprechen noch weitere Vorteile für dieses aufstrebende Protokoll. Eine relativ gute und kurzgefasste Übersicht gibt es hier auf jabber-server.de, u.A. Vorteile von XMPP, Vergleich von Jabber mit anderen Chatdiensten und die fiesen Stellen in den AGBs von ICQ, MSN und AIM.
Anhand des Multimessengers Pidgin wollen wir jetzt testen, wie einfach es ist, einen Jabber Account zu erstellen und zu nutzen.
Pidgin bietet, wie die meisten anderen auch, die Möglichkeit, sich direkt vom Client aus einen Account bei einem Jabberanbieter seiner Wahl zu erstellen.
Ein Anbieter, dem man bezüglich Datensicherheit sicher am meisten trauen dürfte ist der Jabber Server vom Chaos Computer Club: jabber.ccc.de
Es gibt jedoch auch viele andere Jabber Server, bei denen ihr euch registrieren könnt. Ein Vorteil vom Open Source XMPP ist schließlich, dass jeder seinen eigenen Server hosten kann. ejabberd, openfire und Spark sind die bekanntesten Lösungen dafür.
Keine Gedanken müsst ihr euch machen, wenn ihr einen der größeren Dienste wie Google Talk, Nimbuzz oder Live Journal Talk nutzt. Denn diese erstellen für euch automatisch einen Jabber Account.
Schritt für Schritt zum eigenen Jabber Account
Schauen wir uns an wie einfach es ist, einen Jabber Account zu erstellen:
Wir gehen auf den Menüpunkt Konten -> Konten verwalten und sehen dort eine Auflistung aller bisher vorhandenen Konten.
Von dort gelangen wir mit einem Klick auf „Hinzufügen“ zum nächsten Formular, in dem wir XMPP als Protokoll auswählen, den Jabber Server vom CCC eintragen und unseren Wunschnamen und Passwort. Den Haken für die Erstellung des Accounts auf dem Server muss natürlich auch aktiviert werden.
Das sollte dann etwa so aussehen.
Danach kommt die Sicherheitsabfrage, die meist schon vorausgefüllt ist. Ich tippe dort gerne nochmal mein Passwort per Hand ein, damit ich sicher bin, mich nicht vertippt zu haben.
Nun sollte die Bestätigung zu sehen sein, dass ihr euch angemeldet habt.
Jetzt zum kleinen Test, dass das ganze funktioniert hat: Ich kontaktiere mich aus dem GTalk Netz selbst. Das geht ohne weiteres, da GTalk selbst auch auf dem XMPP Protokoll aufbaut und trotz Erweiterungen von Google zu den anderen Jabber Netzen kompatibel ist.
Ich füge also meinem GTalk Account meinen anderen Jabber Account als Kontakt hinzu.
Mein Pidgin zeigt mir postwendend die Kontaktanfrage, die ich einfach bestätige.
Danach kann ich mit mir selbst chatten:
Für alle Google Mail Nutzer, die es bisher nicht wussten: Ihr habt auch gleich einen GTalk Account und braucht euch daher keinen eigenen neuen Jabber Account anlegen. Ihr braucht euch mit eurem Client nur ein Konto für GTalk mit euren Kontodaten einrichten. Pidgin meldet euch dann auch, wenn ihr neue Emails bekommt, falls ihr das wollt.
Wichtige (erste) Schritte mit Jabber und Multimessengern sind auch hier im Computerbild Forum (ich weiß, Facepalm) nochmal erklärt.
Ich bin ja auch ein Fan von Jabber … aber der „Normalo“ hängt einfach noch zu sehr an ICQ und MSN, als dass man auf diese Dienste verzichten könnte. Wobei, wenn ich so darüber nachdenke .. wirklich intensiv nutzen tue ich eigentlich eh nur noch den Chat über Facebook ..
ICQ verlangt Gebühren pro User? Das wäre mir total neu. Hast du eine seriöse Quelle dazu?
Noch funktioniert ICQ mit Miranda wunderbar und ich sehen momentan keinen Grund warum ich wechseln soll.
Quelle: Golem News
ICQ verlangt pro User, der mit ICQ-fremden Programmen auf das Protokoll zugreift, eine Gebühr.
Die Multimessenger geben diese Gebühr natürlich nicht an ihre Nutzer weiter. Momentan werden sie vielleicht noch abgefangen aber früher oder später, wenn ICQ damit weitermacht, werden die ICQ Protokolle wohl gestrichen. Nimbuzz hat das ICQ Protokoll schon abgestellt (Link).
Aber über die internen Abläufe der Messenger weiß ich nicht Bescheid, wie die da momentan mit umgehen. Ich könnt ja mal 1, 2 Mails schreiben, vielleicht krieg ich ne Rückmeldung.
Übrigens kann man sich mit einem Transporter seinen ICQ, AIM oder Facebookchat auch ganz easy auf seinen Jabberaccount weiterleiten. Bei mir zum Beispiel auf meinen Google Talk-Account.
Link
Sei mir nicht böse, aber bei dem Schreibstil bin ich froh, dass Martin nur ein Gastautor war…
@Matthias: Ausführlicher Beitrag, ziemlich cool.
@Kenny: Einige Sätze sind von mir eingestreut, für zusätzliche Infos. Also vielleicht bin ich auch der Schuldige, der dir gerade Kopfschmerzen macht 😉
Ich bin es nicht gewohnt, in meiner Muttersprache Artikel zu verfassen, fühle mich im Englischen deutlich wohler 🙂
Bin gespannt wann die freien (=Feeware/OpenSource) reinen ICQ-Clients gesperrt werden. Also alle die, die nur ICQ unterstützen wie mICQ oder LICQ. (Die Jabber-Transports darf man wohl auch irgendwann in Frage stellen.)
MICQ benutze ich auf meinem Server zum Versenden von Statusnachrichten mit seiner Kommandozeilenschnittstelle. Das Teil funktioniert momentan noch.
Bin auch gespannt wann die ersten Gast-Beiträge in englisch verfasst werden, weil sich der Germööön in seiner Muttersprache nicht wohl fühlt. (war nicht ernst gemeint ;-).)
🙂
Problem der IT Branche… man ist meist International und daher mindestens 8h am Tag im Englischen unterwegs.
Genug damit, ist ja total „Außerthematisch“ 😀