Man hört so oft von den Konflikten zwischen der EU und Microsoft. Seit 2004 haben sich Microsoft und die EU ständig in den Haaren.
In den letzten Monaten geht es vor allem um die fest verkoppelten Komponenten wie der Windows Media Player und der Internet Explorer.
Was genau steckt da jetzt eigentlich dahinter, hier ein Rückblick über die wichtigsten Ereignisse:
März 2004: Die EU-Wettbewerbskommission wirft dem Konzern Microsoft die Ausnutzung seiner marktvorherrschenden Stellung für die Expansion im Serverbereich vor. Dies soll durch rechtswidrige Mittel getan worden sein.
Dezember 2004: Das EU-Gericht erster Instanz verhängt – begründet und durch Microsoft nicht widerlegbar – Sanktionen gegen den Softwarekonzern. Diese besagen unter Anderem, dass Microsoft eine Betriebssystemversion ohne Windows Media Player zur Verfügung stellen und diverse geheime Schnittstelleninformationen zur Kommunikation mit Windows-Serversystemen an die Konkurrenz weitergeben. Microsoft bekam für diese Schritte 2 Monate Zeit.
Januar 2005: Microsoft zahlt die fast 500 Millionen Euro Strafe und bietet eine Betriebssystemversion ohne Windows Media Player an. Diese Version heißt nun „Windows XP Reduced Media Edition“.
Kennt jemand diese Windows XP Version? Ich glaube kaum! Microsoft hat diese Version natürlich nicht veröffentlich und sicher nur iiirgendwo versteckt auf ihrer Internetseite angeboten.
Ende Januar 2005: Die EU-Kommission klagt gegen die Namenswahl der neuen Version. Microsoft zeigt sich schnell einsichtig und berät mit der EU, welcher alternative Name verwendet werden darf.
2 Monate später steht die Bezeichnung „Windows XP Home Edition N“ fest. Auch diesen Namen sollten nur die Wenigsten kennenlernen, Microsoft weiß ja schließlich, wie man Produkte erfolgreich an den Markt zu bringt oder eben nicht. Wirklich schlimm war das natürlich nicht, 1 1/2 Jahre später erschien immerhin schon Windows Vista; spätestens zu dem Zeitpunkt verschwand die neue Windows XP Version, die sowie niemand kannte, unter der Fülle neuer Betriebssystemangebote.
Dezember 2005: Der Software-Riese wird erneut dazu aufgefordert, Schnittstelleninformationen des Betriebssystems Windows XP bereitzustellen.
Oktober 2006: Microsoft muss 208 Millionen Euro zahlen, 1,5 Millionen Euro für jeden Tag seit dem 15. Dezember 2005, weil es Schnittstelleninformationen von Windows nicht preisgab.
Dezember 2007: Auf eine Klage des Browserherstellers Opera hin prüft die EU die Rechtmäßigkeit, eine Software so sehr mit einem Betriebssystem zu verkuppeln. Opera beschwerte sich, der Wettbewerb werde durch das Integrieren des Internet Explorers stark gestört. Hier muss man mal ein Kompliment für die überaus schnelle Reaktion von Opera aussprechen, wo es doch Opera schon seit 1995 gibt. Oktober 2001, als Windows XP auf den Markt kam, gab es von Opera bereits die Version 5, es war also kein neues Projekt mehr.
*ding ding* Wir kommen zur Runde …. 26…?? | Und es geht weiter…
Januar 2009: Nachdem die EU seit Anfang 2008 prüfte, ob das feste Koppeln von Windows mit dem Browser Internet Explorer rechtens ist, klagt sie nun erneut Microsoft an. Der Verbund von Betriebssystem und vordefinierten und fest integrierten Browser schadet dem Wettbewerb und wird jetzt genauer untersucht.
Wow, hätte ich nicht gedacht.
Update: 10. Februar 2009: Auch Mozilla steigt in die Klage von Opera gegen Softwaregigant Microsoft ein, ebenfalls auf Grund der Kopplung von Windows mit dem IE.
25. Februar 2009: Die EU fordert von Microsoft in Zukunft einen Auswahlbildschirm bei Windows, in dem der Benutzer frei wählen kann, ob er mit dem Internet Explorer oder einem alternativen Browser wie Firefox oder Opera surfen möchte.
Ich hoffe, ich konnte allen, die da auch nicht so den Überblick behalten konnte, etwas Klarheit bieten. Ist doch eigentlich ganz einfach die ganze Story ^^
Update: 26. Februar 2009: Nach Opera und Mozilla steigt jetzt auch Google mit in das Klageboot und die 3 rudern nun für eine für sie profitablere und für die Windows Benutzer angenehmere Richtung: ein Windows ohne fest integrierten Internet Explorer. Zumindest wird die Wahlmöglichkeit angepriesen, ganz entfernt wird der IE natürlich nicht.
Toll, wie die EU dafür kämpft, uns Konsumenten möglichst wenig zum gleichen Preis zu bieten! Kann eigentlich zB Bridgestone VW klagen, wenn die ihre Wagen mit Goodyear-Reifen ausstatten?
Was für eine Farce, und was für eine „tolle“ Lobby-Arbeit da geleistet wird.