Ich habe 2 entspannte Tage in Malmö, Schweden, verbracht und wollte ein paar schnelle Gedanken festhalten.
Västra Hamnen, das trendige und moderne Vorzeigeviertel von Malmö, ist eindeutig für die obere Mittelschicht und Oberschicht gedacht. Dort wohnt man in großen Lofts innerhalb von noblen Energiesparhäusern. Ein Teil des Bezirks, das Quartier Bo01, ist komplett klimaneutral erbaut und ein Vorzeigebereich für Wohnungsbau in der gesamten Stadt. Der Bezirk, ehemaliges Hafengebiet und damit direkt am Wasser, bietet nachhaltigen und ökologischen Wohn- und Lebensraum. Dieser wird aufgewertet mit vielen Grünflächen, künstlichen Fließgewässern, ökologischen Spiel- und Sportplätzen. Außerdem gibt es wesentlich mehr Wege für Fußgänger und Radfahrer als Straßen für Autos. Der Bezirk wird zu 100% aus lokal gewonnener, natürlicher Energie versorgt und wer Elektroautos oder Hybriden fährt, wird bei der Parkplatzvergabe bevorzugt.
Ein wahres Idealbild von Wohngegenden der Zukunft. Doch was arbeitet der Durchschnittsschwede, der dort wohnt? Was verdient man in Schweden, um sich diesen Luxus und die 20-30% höheren Lebensmittelpreise zugleich leisten zu können? Auf den Straßen sahen wir an einem Freitag ausschließlich junge Mütter und Väter, oftmals sportlich und mit Kinderwagen. Gut verdienende junge Familien? Nicht schlecht.
Geld scheint in Malmö generell ausreichend verfügbar zu sein. Nicht nur in Västra Hamnen sehen alle Bewohner nach Gutverdienern aus, auch die Innenstadt wirkt recht fein. Teure Autos sieht man am laufenden Band. Essen gehen ist eher schwierig für Normalverdiener. In der Innenstadt liegt ein Gericht eigentlich fast immer über 140 Kronen (ca. 16€), Preise bis 220 Kronen (ca. 24€) sind in jedem zweiten Lokal zu finden. Und trotzdem sind die Restaurants am Abend randvoll gefüllt, Warteschlangen ziehen sich an den angesagten Läden bis vor die Tür. In Västra Hamnen fanden wir glücklicherweise ein schönes Restaurant mit leckeren Pizzen für 140 Kronen.
Tipp: V.E.S.P.A., ein Italiener am westlichen Rand von Västra Hamnen, direkt am Wasser mit Blick auf’s Meer, im Vergleich zu den Restaurants der Innenstadt noch bezahlbar und – wie gesagt – sehr lecker. Eis gibt es dort auch, probiert haben wir es jedoch nicht.
Die zwei anderen Abende haben wir mit eingekauften Lebensmitteln auf dem Hotelzimmer etwas günstiger verbracht. Die Lebensmittel, gekauft bei ICA, dem schwedischen Pendant zu Kaufland, sind zwar auch etwas teurer als in Deutschland, machen aber insgesamt einen qualitativ höherwertigen Eindruck. Also wie bei REWE, nur ohne günstige Hausmarken.
Selbst Fast Food ist teurer: Die billigsten Burger King Burger sind mit 20 Kronen (ca. 2,20€) doppelt so teuer wie in Berlin, ebenso gibt es höhere Preise bei Subway und Starbucks.
Kebab und Schawarma sind mit 50-75 Kronen (5,50€-8€) so teuer wie günstige Restaurantpreise in Berlin.
Der Rathausplatz ist einer der schöneren Plätze, der mit einem Brunnen, einer großen Statue und Blumen aufwändig in Szene gesetzt wird.
Apropos Rathaus… Wo sind die Sehenswürdigkeiten?? Malmö hat ein paar Parks, „Strand“promenaden (jedoch meist ohne Strand), eine St. Petri Kirche, eine an einer Hand abzählbare Anzahl an Museen und ein paar schöne Plätze in der Innenstadt. Aber es fehlt an größeren und spektakulären Orten, die es zu besuchen lohnt. So kann bereits nach 2 Tagen die Frage aufkommen: „Wohin jetzt??“ Vor allem bei schlechtem Wetter scheint es mir eine komplexere Aufgabe zu sein, sich zu beschäftigen.
Jedoch, Tipp: Es gibt eine sehr günstige Museumskombination, die auf jeden Fall einen Besuch Wert ist. Das „Malmöhaus Schloss“, eine Burg im Norden Malmös, beinhaltet das Malmöer Kunstmuseum, das Stadtmuseum, das Naturkundemuseum und weitere saisonale Ausstellungen. Das Ticket, für Studenten nur knapp 2€ teuer, ermöglicht auch den Zutritt in das große und für Kinder und Jugendlicher vermutlich spannendere „Haus der Technik und der Seefahrt. Dieses ist nur wenige Meter von der Burg entfernt.
Auch der Verkehr in Malmö unterscheidet sich stark von Berlin. Auf den Straßen geht es sehr viel langsamer und ruhiger zu. Hupen ist verpöhnt. Geschwindigkeitslimits sind genrell niedriger, 110km/h auf Autobahnen, 60-90km/h auf Land- oder Bundesstraßen und in der Stadt sind 30er oder 40er Limits der Standard. Einerseits gewährleisten dies häufige Bodenwellen, vor denen abgebremst werden muss. Andererseits wird das Überschreiten des Tempolimits mit mindestens 2000 Kronen (ca. 226€) vergolten.
An der Ampel stehen ist eher selten und meistens kurz, außerdem gibt es wesentlich mehr Kreisverkehre. All dies macht Autofahren in Malmö recht entspannt. Einzig das Parken kann teuer werden. Kostenlose Parkplätze konnte ich nicht finden; sie sind entweder zeitlich begrenzt oder kostenpflichtig. Falschparken wird anscheinend auch sehr eifrig überprüft. Die erste Nacht versuchte ich mein Glück, wie andere Deutsche auch, auf einem ICA Parkplatz. Am nächsten Morgen hatte ich einen Warnungshinweis unter dem Scheibenwischer. Das kann in Schweden angeblich ebenfalls sehr teuer werden, demnach: Hotelparkgaragen nutzen und zwischen 12€ und 16€ pro 24 Stunden investieren.
Bis auf Bus und Fahrrad schien es im Norden der Stadt auch kaum Alternativen im Nahverkehr zu geben. Straßenbahnen und U-Bahn-Eingänge suchten wir vergeblich. Aber vermutlich waren wir nur in einem zu kleinen Bereich unterwegs.
Die Busse sind aber durchaus interessant. Die neueren Baureihen sind wie Berliner Straßenbahnen verkleidet, werden von einem Hybridmotor angetrieben und haben teilweise sogar WLAN. Sexy!
Tipp: Mit der Buslinie 3 („Ringlinje“) fährt man recht günstig – zu zweit für 40 Kronen – einmal quer durch die Stadt, bis wieder zum Ausgangspunkt. Als Start empfiehlt sich der Hauptbahnhof („Centralen“), da Tickets nur an Automaten oder Schaltern gekauft werden können, nicht im Bus selbst.
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Malmö, auf den ersten Blick eine überschaubare, teure aber schöne Stadt, die vor allem bei gutem Wetter viel Entspannung bietet. Empfehlenswert ist der Aufenthalt im ParkInn in Västra Hamnen, das ist preislich im Mittelfeld und die Gegend ist wirklich cool. Die Anfahrt ist klassisch per Zug möglich, etwas spannender und außergewöhnlicher kann man jedoch mit einer der Fährreedereien (z.B. TT-Line), inklusive Auto, anreisen. Und – mit etwas Glück – kann man traumhafte Sonnenuntergänge über dem Meer erleben…
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