Neulich schwärmte ich von Ubiquity, einem AddOn für Firefox, welches helfen soll, das Internet so zu anzuzeigen und zu verarbeiten, wie der Nutzer es gerade möchte und brauch.
Der erste Eindruck:
Solide. Für eine so junge Beta funktioniert es auf den ersten Blick erstaunlich gut. Nach der Installation und dem damit verbundenen Neustart von Firefox erscheint eine Informationsseite mit den wichtigsten Schritten, Tipps und Links für den Anfang. Unter Anderem bietet diese Seite auch die Möglichkeit alle Befehle aufzulisten, die derzeit installiert sind, den Skin zu ändern oder einen neuen Befehl mit dem integrierten Command Editor zu erstellen.
Die Ubiquity Konsole öffnet sich nach dem Drücken von Strg+Leertaste in weniger als einer halben Sekunde, das Fenster ist einfach aufgebaut und dadurch genauso übersichtlich und verständlich.
Durch nochmaliges Drücken verschwindet die Konsole sofort.
Details – Die ersten Befehle erfolgreich getestet:
In dem Ubiquity Tutorial, welches die ersten Schritte des AddOns genau beschreibt und mit Bilder verdeutlicht, lerne ich, Befehle wie „email“, „map“, „google“ oder „weather“ zu benutzen. Das Prinzip ist einfach. Entweder man gibt einfach nur den Befehl und die nötigen Parameter per Hand ein, wie zum Beispiel „weather Berlin“ oder man markiert beliebigen Text und nutzt dann „this“ als Variable für das Makiert wie bei „email this to someone“, wobei this durch die markierten Elemente (sei es Text oder Bilder) ersetzt wird.
Während der Eingabe, um genauer zu sein ab dem 1. getippten Buchstaben und dann Buchstabe für Buchstabe, macht die Konsole Vorschläge, ergänzt zum Beispiel die Eingabe „wea“ durch die fehlenden Buchstaben und schlägt den Befehl „weather“ vor.
Befehle müssen zudem nicht voll ausgetippt werden. Der Befehl „wea Berlin“ oder sogar „we Berlin“ veranlasst die Konsole, den Befehl „weather Berlin“ zu initiieren, genauso wie „wi ubiquity“ den Browser dazu veranlasst, bei Wikipedia nach Ubiquity zu suchen.
Die Befehle „delete“ und „edit-page“ sind gerade für Webentwickler interessant. Sie löschen in real-time markierte Bereiche oder verwandeln die komplette Internetpräsenz in eine editierbare Version, in der sich alles wie in einem Texteditor ändern lässt. Wirklich viel Anfangen kann man damit aber nicht 😀
Der Befehl „word-count“ erspart das Nutzen von externen Tools oder das Kopieren in Word (für Extras->Wörter zählen).
Details – Die Problemzonen und die erweiterte Nutzung:
Die Grundfeste von Ubiquity lässt sich nicht erschüttern, die Idee des Konzepts ist einfach aber brauchbar. Doch an der Spitze der Realisierung ist es noch sehr wackelig und brüchig.
Das Mailen von selektierten Inhalten funktioniert nicht. Ubiquity wandelt das Markierte (Text und Bilder) in HTML verständlichen Code um und packt diesen in eine Google Mail ohne diesen zu übersetzen und somit verschickt man nur unbrauchbaren HTML Text.
Viele Versuche, Webseitenteile (Text und Links) zu markieren und mit „email this“ zu verschicken endete in einem „400 Bad Request“ Error seitens Google Mail.
Es lässt sich immer nur eine Google Mail mit dem „email“ Befehl schreiben, ein zweites Mal den „email“ Befehl zu nutzen, während man noch an der ersten Email schreibt ist nicht möglich.
Ich hatte zudem Probleme, dass nicht alle meine Kontakte erkannt wurden. Es schien als würden nur die Kontakt, die ich von Hand angelegt habe (das sind vielleicht 10 von meinen 100) erkannt werden.
Das Hinzufügen von Kalenderterminen gestaltet sich als nicht machbar, da die Angabe des Tages nicht funktionierte, statt dessen wurde immer der aktuelle Tag für den Termin genommen.
Das Nutzen von „[*]calendar[*], „[*]email[*]“, „twitter[*]“ benötigt die passenden Accounts bei Google Calendar, Google Mail oder Twitter. Google Feinde gehen hier teilweise leer aus.
Andere Befehle sind fest an bestimmte Dienstanbieter geknüpft, die der Autor festgelegt hat. So sucht „image-search“ genauso wie „map“ immer mit Google, „weather“ ist an Weather Underground gebunden.
Alle „[*]image[*]“ Befehle funktionieren derzeit nicht, sind offiziell ab Firefox 3.1 verfügbar.
Die Befehle „sparkline“ und „translate“ sind leider absolut unbefriedigend. Die Übersetzung ist so schlecht, dass man es wirklich nur bei Sprachen gebrauchen kann, die man entweder nicht lesen kann (chinesich o.Ä.) oder in denen man nicht ein Wort kennt. Sparkline soll eigentlich aus markierten Werten eine Grafik entwickeln, meine Tests brachten alle grafische Liniendiagramme zur Welt, die allesamt aber einen völlig absurden Verlauf hatten. Die Werte wurden – wie auch immer – eindeutig falsch interpretiert.
Der Befehl „define“, welcher das markierte Wort beschreibt, funktioniert leider nicht mit deutschen Wörtern, ist ansonsten aber ein guter Ersatz für den englischsprachigen Duden, wenn man ein englisches Wort mal nicht kennt und es anders umschrieben haben möchte.
Und doch sehe ich in Ubiquity enormes Potential, welches nur viel Zeit für Entwicklung benötigt.